Atmende Wände im Altbau

Donnerstag, 8. September 2011 | Autor:

atmende Wände„Eine Wand muss atmen können“: Ein weit verbreitetes Klischee, das aber gänzlich falsch ist. Gerade Altbaubesitzer treffen auf diese Aussage sehr häufig, wenn es um eine zusätzliche Dämmung von außen her geht. Doch: Der Vorgang, der eine Wand atmen ließe, ist ein völliger Irrtum.

Entstanden zunächst durch den Bauphysiker Max von Pettenkofers um 1800 ließ die damalige Feststellung die Forderung nach so genannten atmenden Wänden verlauten, um Schimmelbildung oder Feuchtigkeitsstau in Wohnräumen zu vermeiden. Doch im  Verlauf der Zeit wurde diese Behauptung widerlegt. Denn gerade in Phasen, in denen Feuchtigkeitsspitzen in den Innenräumen entstehen – sei es durch Kochen oder Duschen beispielsweise, wird zwar diese Feuchtigkeit von den oberen Schichten des Mauerwerks bzw. der Wand aufgenommen, anschließend aber ebenso wieder abgegeben – mit dem Fazit: Eine ausreichende, richtige Lüftung ist unabdingbar!
Der Einbau einer Dampfbremse oder vollständig dampfdichter Bauteile sorgt übrigens dafür, dass auch die dünnen Schichten auf der Wandoberfläche keine Feuchtigkeit aufnehmen – hier entsteht rasch ein Feuchtigkeitsstau oder gar Dampfablagerung und Tauwasserbildung. Rasch zu lüften ist in Phasen hoher Feuchtigkeitsentwicklung allenfalls empfehlenswert. Denn unabhängig von den Wänden nehmen auch in den Räumen vorhandene Textilien Dampf auf, die diesen ebenfalls wiederum abgeben und eine Lüftung erfordern.
Und auch in Phasen außerhalb der Feuchtigkeitsspitzen wird durch Atmung, Schlafen oder Zimmerpflanzen Dampf abgegeben, der von den Möbeln, Textilien oder den Wänden wieder abgegeben werden und eine Lüftung daher nicht umgehen.
In besonders durch Feuchtigkeit beanspruchten Räumen, wie beispielsweise dem Badezimmer, ist daher ein Fliesenbelag durchaus zu empfehlen – eine „Atmung“ entsteht zunächst gar nicht oder kaum, eine Tauwasserablagerung zeigt aber rasch die Dringlichkeit einer ausgiebigen Lüftung.

Die Wärmedämmung eines Wohngebäudes von außen her trägt demnach also allenfalls zu einer energieeffizienten Leistung eines Gebäudes bei denn zu einer Schimmelbildung durch das Anbringen der Dämmstoffe.

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Thema: Wärmedämmung

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