Dach decken am Altbau - dem Dachdecker über die Schulter geschaut
Da das Dach an unserem Altbau- Mehrfamilienhaus nicht dem neusten Stand der Technik entsprach und vor allem nicht mehr ansehnlich war, musste ein neues Dach her. Etwa 300 m² Dachfläche mussten neu eingedeckt werden, wobei es zunächst notwendig war, alle alten Dachsteine zu entfernen und die Dachbalken von den alten Dachlatten zu befreien. Weiterhin wurden drei neue Satteldach- Gauben errichtet, welche der späteren Dachgeschosswohnung noch mehr Raum bieten.
Im Folgenden werden alle nötigen Arbeitsschritte beschrieben, die für ein neues Dach an einem Altbau ausgeführt werden mussten. Wer sich vornimmt, ein Dach ohne Dachdecker zu decken, kann sich hier ein Bild davon machen, was auf ihn zukommt.
Vor dem Dach decken heißt es Abriss
Zunächst mussten alle Dinge die nicht mehr benötigt wurden entfernt werden. Hier ein kleiner Überblick:
- Dachsteine abnehmen und entsorgen
- Dachlatten entfernen ("Ablatten") - mit Kuhfuß oder Stück Dachlatte unterhebeln
- Sparren abfegen und ggf. alte, noch in den Balken steckende Nägel entfernen
- alte Dachrinne, Rinneneisen, Schneefang, entfernen
- alte Antennen und die dazu gehörenden Halterungen abbauen
- alte Schornsteine abtragen - hierzu ist es bei größeren Dachflächen notwendig eine Schuttrutsche für Dachflächen zu verwenden
Sicherheits-Tipp vom Dachdecker! Beim Abtragen alter Schornsteine besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr, denn größere Bruchstücke können sich lösen und Personen, die sich auf dem Baugerüst aufhalten verletzen.
Achtung! Die Entsorgung von altem Schornsteinschutt muss gesondert stattfinden, da es sich bei diesem Material um belasteten Bauschutt handelt. Die kosten für die Entsorgung von Scharmotten sollte im Vorfeld erfragt werden.
- Sollte der Dachüberstand an den Giebelseiten sich ändern, ist es unter Umständen notwendig, auch hier das Mauerwerk an der Oberkante etwas abzutragen.
Die Unterspannbahn erst antackern dann mittels Konterlatte befestigen - Zufolen
Wenn alle notwendigen Arbeitsschritte der Entsorgung des alten Dachs ausgeführt wurden, geht es daran, eine Unterspannbahn auf den Dachsparren zu befestigen. Im Dachdecker- Handwerk wird dieser Arbeitsschritt als Zufolen bezeichnet. Dabei wird zuerst die Unterspannbahn auf die sauberen Sparren getackert (verdeckt tackern). Wichtig ist es hierbei darauf zu achten, dass die Mindestüberdeckung von etwa 10 - 15 Zentimetern (je nach Hersteller der Unterspannbahn) eingehalten wird. Anschließend wird die Unterspannbahn mit den Konterlatten auf dem Sparren befestigt (4 Nägel - a 80cm)
Dachdecker Tipp! Die Konterlatten gleich in 1,30 m Länge anliefern lassen. Da die Unterspannbahn 1,50 m breit ist, ist genügend Platz für die Überdeckung der darüber liegenden Unterspannbahn.
Dachflächen- Einteilung für die Dachlattung
Um die Dachlatten an den richtigen Stellen auf den Sparren zu befestigen, muss die Dachfläche richtig eingeteilt werden. Dazu wird zunächst die genaue Sparrenlänge ermittelt und anschließend entsprechend dem zu verlegenden Dachstein aufgeteilt. Wenn die richtigen Abstände ermittelt sind, wird mittels Schlagschnur die Position der zu befestigen Dachlatten markiert. Anschließend werden die Dachlatten genagelt. Der Dachdecker spricht hier von Einlatten.
Die Traufe vorbereiten - vom Regen in die Traufe
Da die Traufe an unserem Altbau im Zuge der Dachdecker- Arbeiten ebenfalls erneuert werden musste, sind hier kurz die einzelnen Arbeitsschritte aufgeführt:
- Traufkasten- Unterkonstruktion aus Dachlatten erstellen
- Insektenschutz und Lüftungssieb anschrauben
- Verkleiden der Dachkasten- Unterkonstruktion mit bereits im Vorfeld gestrichenen Brettern (Bläueschutz und Wetterschutzfarbe)
- Traufbohle an Vorderkante der Traufe befestigen
- Rinneneisen abkanten und anschließend mit Schnur ausrichten (Gefälle beachten!)
- Dachrinne einhängen und an den Stößen fachgerecht verlöten
Dachdecker- Tipp! Bei einer Traufe mit einer Länge von über 10 Metern, ist eine Dachrinnen- Dehnung einzubauen.
- Traufblech mit Pappnägeln (je links und rechts vom Rinneneisen 1 Nagel) befestigen
- Unterspannbahn über das Traufblech ziehen und in Verbindung mit dem Traufkamm fachgerecht befestigen
- Überstehende Dachlatten am Giebel abschneiden (Schlagschnur verwenden)
- Unterspannbahn an der Vorderkante der überstehenden Dachlatten antackern
- Dachüberstandsbretter (Glattkantenbretter mit Nut und Feder) an der Unterkante der überstehenden Dachlatten verschrauben
- Firsthöhe ermitteln und Firstnägel in den Firstscheitelpunkt einschlagen (Giebelseiten zuerst --> Schnur spannen --> die anderen, dazwischen liegenden Firstnägel entsprechend der Schnur auf die richtige Höhe bringen)
- Firstlatte mit 40er Schrauben befestigen
Dach decken - Dachsteine auf der Dachfläche auslegen
Bevor die man mit dem Dachdecken beginnen kann, muss die Dachfläche eingemessen werden. Hier ermittelt der Dachdecker die Breite des Dachs und dividiert diese durch die Ziegeldeckbreite. Als erstes werden die Ortgangsteine verschraubt. Hier sollte man dringend darauf achten, dass diese nicht zu fest verschraubt werden, da es sonst passieren kann, dass der Ortgangstein platzt. Anschließend können die Dachdeckungsarbeiten beginnen. Die Dachsteine werden entgegen der Wasserlaufrichtung (von unten nach oben) verlegt. Jetzt wird der sog. Rollfirst ausgelegt und anschließend die Firststeine verschraubt.
Schornsteinfeger - Laufrost, Kehlen schneiden Dachausstieg & Co.
Diverse kleinere Arbeiten, wie z.B. das Abdichten mit Titanzink- Blech an den abzudichtenden Stellen, Schornsteinfeger- Laufrostanlage, Dachausstiegsfenster oder Schneefang- Gitter sind and dieser Stelle nicht näher beschrieben, nehmen jedoch auch sehr viel Zeit in Anspruch.